11. Hafen­ent­wick­lungs­dia­log der Küs­ten­län­der mit dem Bund in Bremen

Intensive Gespräche über große Herausforderungen

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Weni­ge Wochen vor der Beschluss­fas­sung des Bun­des­ka­bi­netts zur Natio­na­len Hafenstra­te­gie haben sich am 1. März 2024 im Rat­haus in Bre­men die Wirtschafts- und Häfen­mi­nis­te­rin­nen und –minis­ter sowie Sena­to­rin­nen der fünf nord­deut­schen Küs­ten­län­der Bre­men, Nie­der­sach­sen, Mecklenburg-Vorpommern, Ham­burg und Schleswig-Holstein mit dem Zen­tral­ver­band der deut­schen See­ha­fen­be­trie­be und füh­ren­den Ver­tre­tern des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Digi­ta­les und Ver­kehr sowie dem Mari­ti­men Koor­di­na­tor der Bun­des­re­gie­rung getrof­fen. Wesent­li­che Gesprächs­ge­gen­stän­de waren neben den Erwar­tun­gen der Län­der an die neue Hafenstra­te­gie, Fra­gen der Finan­zie­rung sowie zur Rol­le und Bedeu­tung der Häfen in der Ener­gie­wen­de und in der Transformation.

Ein Fazit der inten­si­ven Gesprä­che ist, dass die Her­aus­for­de­run­gen groß und viel­fäl­tig sind. Sie rei­chen von defek­ten Auto­bah­nen und Brü­cken, Bau­stel­len auf Schie­nen­we­gen, Auto­bah­nen und Was­ser­stra­ßen bis hin zu Blo­cka­den der kri­ti­schen Infra­struk­tu­ren der Häfen und ihrer Zuwe­gun­gen in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit. Auch die seit Jah­ren sta­gnie­ren­den und zum Teil sogar rück­läu­fi­gen Umschlag­ent­wick­lun­gen in den Häfen waren Gegen­stand des Hafen-Dialogs auf Spitzenebene.

Hin­zu kommt, dass den Häfen mit der Ener­gie­wen­de, der Bekämp­fung der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät und auch mit der Trans­for­ma­ti­on der Wirt­schaft eine zen­tra­le Rol­le zukommt. Aber auch in die­sem Punkt herrscht Über­ein­stim­mung, die die Bre­mer Hafen­se­na­to­rin Kris­ti­na Vogt zusam­men­fasst: „Ohne Häfen wird das nichts!“

Koor­di­na­tor der Bun­des­re­gie­rung für die mari­ti­me Wirt­schaft und Tou­ris­mus, Die­ter Jan­ecek: „130 Ter­ra­watt­s­stun­den Was­ser­stoff und 30 Giga­watt Off­shore Wind – das sind unse­re ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le für 2030. Leis­tungs­star­ke Häfen sind ent­schei­dend für das Errei­chen der ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le. Die Häfen die­nen nicht nur als logis­ti­sche Hubs, son­dern auch als Anlan­dungs­punk­te und Pro­duk­ti­ons­stand­or­te für „grü­ne“ Ener­gie­trä­ger und Tech­no­lo­gien. Die Finan­zie­rung und Pla­nung der Häfen liegt in der Zustän­dig­keit der Bun­des­län­der. Der Bund wird die Zusam­men­ar­beit und den Aus­tausch mit den Län­dern ver­tie­fen, damit die Wei­ter­ent­wick­lung der Häfen auch im Sin­ne der natio­na­len Ener­gie­wen­de gelingt.“

Staats­se­kre­tä­rin im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Digi­ta­les und Ver­kehr, Susan­ne Hen­ckel: „Der Bund steht zur gemein­sa­men Ver­ant­wor­tung für die Häfen, wie dies im aktu­el­len Koali­ti­ons­ver­trag fest­ge­hal­ten ist. Die vie­len unter­schied­li­chen Inter­es­sen der ein­zel­nen Häfen, Umwelt- und Wirt­schafts­ver­bän­de unter einen Hut zu brin­gen, ist kei­ne tri­via­le Ange­le­gen­heit. Dar­um haben wir in inten­si­ver Abstim­mung mit allen Betei­lig­ten eine Natio­na­le Hafenstra­te­gie mit über 130 kon­kre­te Maß­nah­men erar­bei­tet, die am 20. März im Bun­des­ka­bi­nett beschlos­sen wird. Auch wenn die Hafen­in­fra­struk­tur grund­sätz­lich in die Zustän­dig­keit der Län­der fällt, steht die Bun­des­re­gie­rung dazu im engen Dia­log mit den Län­dern und den betei­lig­ten Bun­des­res­sorts, um trag­fä­hi­ge Lösun­gen für eine ange­mes­se­ne Betei­li­gung des Bun­des an den Kos­ten der Län­der zu errei­chen. Dabei geht es auch dar­um, wie sich die hohen Inves­ti­tio­nen ver­ste­ti­gen und Pla­nun­gen beschleu­ni­gen lassen.“

Nie­der­sach­sens Wirt­schafts­mi­nis­ter Olaf Lies: „Nicht erst seit dem Angriff Russ­lands auf die Ukrai­ne vor zwei Jah­ren wis­sen wir, dass die siche­re Ener­gie­ver­sor­gung Deutsch­lands maß­geb­lich von unse­ren Häfen abhängt. Unse­re Stand­or­te im Nor­den sor­gen nicht nur kurz­fris­tig für Ener­gie­im­por­te: Mit­tel­fris­tig wer­den wir mit unse­ren Häfen durch die Anlan­dung von grü­nen Gasen die Kli­ma­wen­de und damit die Trans­for­ma­ti­on unse­rer Indus­trie in Deutsch­land vor­an­trei­ben. Denn unse­re Häfen sind auch die Basis für den drin­gend benö­tig­ten Offshore-Ausbau. Jetzt heißt es, dass Län­der und Bund gemein­sam Ver­ant­wor­tung über­neh­men, wenn wir die Hafen­in­fra­struk­tur wei­ter­hin zukunfts­fä­hig gestal­ten wol­len. Wir neh­men posi­ti­ve Signa­le vom Bund war, dass die Nord­län­der und die Küs­te als das ange­se­hen wer­den, was sie sind: das ener­gie­po­li­ti­sche Herz Deutsch­lands. Sie sind die Garan­ten für eine unab­hän­gi­ge, diver­si­fi­zier­te und genau­so sau­be­re und dau­er­haft güns­ti­ge Ener­gie­ver­sor­gung. Der Aus­bau unse­rer Häfen ist eine Fra­ge von Sicher­heit – und damit eine natio­na­le Aufgabe.“

Bre­mens Sena­to­rin für Wirt­schaft, Häfen und Trans­for­ma­ti­on, Kris­ti­na Vogt: „Die Pro­zes­se und Abläu­fe in den Häfen ver­än­dern sich heu­te umfas­sen­der als je zuvor. Die­ser Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess ist her­aus­for­dernd, denn einer­seits besteht der Bedarf an noch mehr Fle­xi­bi­li­tät und Anpas­sungs­fä­hig­keit. Ander­seits ver­än­dern Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung die Wett­be­werbs­po­si­ti­on von Unter­neh­men und gan­zen Hafen­stand­or­ten. Wir müs­sen des­halb einer­seits der sich wan­deln­den Arbeits­welt gerecht wer­den. Indem wir Nach­wuchs­kräf­te gewin­nen und ihre Aus­bil­dung und Qua­li­fi­zie­rung stär­ken. Dafür müs­sen wir attrak­ti­ve und zukunfts­fä­hi­ge Berufs­bil­der schaf­fen, sowie die Teil­ha­be und Chan­cen­gleich­heit der Beschäf­tig­ten för­dern. Ande­rer­seits sind umfas­sen­de Inves­ti­tio­nen in die Digi­ta­li­sie­rung not­wen­dig, um die intel­li­gen­te Pla­nung und Steue­rung der in den Häfen ablau­fen­den Pro­zes­se – vom Anlau­fen der Schif­fe bis hin zur Hafen­ei­sen­bahn und der Ver­kehrs­steue­rung der Lkw – zu stär­ken und auszubauen.“

Ham­burgs Wirt­schafts­se­na­to­rin Dr. Mela­nie Leon­hard: „Die deut­schen See­hä­fen neh­men Auf­ga­ben für die gesam­te Export­na­ti­on Deutsch­land wahr. Leis­tungs­fä­hi­ge Infra­struk­tur an die­ser Stel­le ist im Inter­es­se der gesam­ten deut­schen Volks­wirt­schaft und zudem auch von gro­ßer euro­päi­scher Bedeu­tung. Mit ihrer wich­ti­gen Rol­le zur Sicher­stel­lung von Lie­fer­ket­ten und Ver­sor­gungs­si­cher­heit kom­men die Häfen auch einer natio­na­len Auf­ga­be nach. Gleich­zei­tig ist klar, dass enor­me Inves­ti­tio­nen anste­hen, damit die Häfen die­se Rol­le auch in Zukunft erfül­len kön­nen, nicht zuletzt mit Blick auf die Ver­sor­gungs­si­cher­heit Deutsch­lands und das Gelin­gen der Ener­gie­wen­de. Die not­wen­di­ge Moder­ni­sie­rung der Hafen­in­fra­struk­tur kann nur mit deut­lich grö­ße­rer finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung des Bun­des gelin­gen. Hier war­ten wir auf kon­kre­te Vor­schlä­ge des Bun­des und ste­hen bereit für einen kon­struk­ti­ven und offe­nen Dialog.“

Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Ver­kehrs­mi­nis­ter Claus Ruhe Madsen: „Die für ganz Deutsch­land bedeu­ten­de Hafen­wirt­schaft der Küs­ten­län­der befasst sich ver­stärkt mit der euro­päi­schen Dimen­si­on der Hafen­po­li­tik. Denn neben den aktu­el­len geo­po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen ist die­se die drit­te gro­ße Her­aus­for­de­rung für unse­re Hafen­wirt­schaft. Mit dem euro­päi­sche Green Deal der EU-Kommission und dem Maß­nah­men­pa­ket „Fit for 55“ sol­len die ehr­gei­zi­gen euro­päi­schen Kli­ma­schutz­zie­le erreicht wer­den. Gesamt­ziel der Maß­nah­men ist es, die ver­kehrs­be­ding­ten Emis­sio­nen bis zum Jah­re 2050 um 90 Pro­zent im Ver­gleich zu 1990 zu sen­ken sowie die Ver­kehrs­sys­te­me in der EU durch digi­ta­le und intel­li­gen­te Tech­no­lo­gien siche­rer, zugäng­li­cher und wider­stands­fä­hi­ger zu gestal­ten. Wir haben uns über alter­na­ti­ve Schiffs­kraft­stof­fe und die Nut­zung erneu­er­ba­rer und koh­len­stoff­ar­mer Kraft­stof­fe im See­ver­kehr aus­ge­tauscht. Es gilt die Emis­sio­nen kon­se­quent durch die Nut­zung nach­hal­ti­ger alter­na­ti­ver Kraft­stof­fe in der Schiff­fahrt und die Nut­zung land­sei­ti­ger Strom­ver­sor­gung in den Häfen zu sen­ken. Und wir sehen uns hier natür­lich auch in einem glo­ba­len Wett­be­werb, wie das vor­ges­tern ver­kün­de­te Drei-Milliarden-Dollar-Programm der USA zur Dekar­bo­ni­sie­rung der Häfen verdeutlicht.“

Mecklenburg-Vorpommerns Staats­se­kre­tä­rin im Minis­te­ri­um für Wirt­schaft, Infra­struk­tur, Tou­ris­mus und Arbeit Ines Jes­se: „Die zukunfts­si­che­re Auf­stel­lung der Häfen in den nord­deut­schen Küs­ten­län­dern ist eine gesamt­deut­sche Auf­ga­be. So ist auch in Zukunft die Wert­schöp­fung vor Ort, unse­re Wett­be­werbs­fä­hig­keit und die Ener­gie­ver­sor­gung gesi­chert. Es gilt, fünf Berei­che gemein­sam vor­an­zu­trei­ben – die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Hafen­stand­orts Deutsch­land zu stär­ken, die Häfen zu nach­hal­ti­gen Kno­ten­punk­ten für die Ener­gie­wen­de aus­zu­bau­en, eine kli­ma­neu­tra­le Schiff­fahrt und Indus­trie sowie Dreh­kreu­ze für die Ver­kehrs­ver­la­ge­rung zu ent­wi­ckeln, die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on aktiv zu gestal­ten und vor­an­zu­brin­gen, Aus­bil­dung und Beschäf­ti­gung an den Stand­or­ten zu sichern und zukunfts­fä­hig zu gestal­ten sowie die Verkehrs- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­fra­struk­tur bedarfs­ge­recht zu erhal­ten und aus­zu­bau­en. Das sind gro­ße Auf­ga­ben, aber unab­ding­bar zur Bewäl­ti­gung der umfas­sen­den und not­wen­di­gen Her­aus­for­de­run­gen. Der Bund hat mit sei­ner Natio­na­len Hafenstra­te­gie ein Kon­zept vor­ge­legt. Für die Umset­zung der dar­aus resul­tie­ren­den bevor­ste­hen­den Auf­ga­ben bedarf es einer soli­den Finanz­aus­stat­tung durch den Bund – ins­be­son­de­re zum Aus­bau und zur Anpas­sung der Seehafeninfrastruktur.“

Vize-Präsident des Zen­tral­ver­ban­des der deut­schen See­ha­fen­be­trie­be, Prof. Dr. Sebas­ti­an Jür­gens: „Die euro­päi­schen See­hä­fen ste­hen unter­ein­an­der in einem har­ten und inten­si­ven Wett­be­werb. Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se, Kli­ma­freund­lich­keit sowie neue Auf­ga­ben auf dem Gebiet der Ener­gie­ver­sor­gung füh­ren zu wei­te­ren Her­aus­for­de­run­gen. Um die­se zu meis­tern, for­dern wir vor­dring­lich ein erhöh­tes Enga­ge­ment des Bun­des, auch finan­zi­ell. Wir benö­ti­gen eine leis­tungs­fä­hi­ge Infra­struk­tur, ins­be­son­de­re im Bahn­be­reich. Die ent­spre­chen­den Bau­maß­nah­men müs­sen unbe­dingt und ver­läss­lich mit den See­hä­fen abge­stimmt wer­den. Und auch die Bun­des­län­der sind in der Pflicht. Denn im Ver­gleich zu direk­ten Nach­bar­staa­ten, lei­den deut­sche Unter­neh­men noch immer unter der büro­kra­ti­schen und wett­be­werbs­schä­di­gen­den Erhe­bung der Ein­fuhr­um­satz­steu­er. Eine Neu­ord­nung in den Finanz­ver­wal­tun­gen wür­de Unter­neh­men in ganz Deutsch­land enorm ent­las­ten und die deut­sche Logis­tik­wirt­schaft stär­ken, ohne einen Cent weni­ger Steu­er ein­zu­neh­men. Ohne eine gemein­sa­me Hafen­po­li­tik von Bund und Län­dern sind die­se Auf­ga­ben nicht zu stemmen!“

(v. l.): Ines Jes­sen (Mecklenburg-Vorpommerns Staats­se­kre­tä­rin im Minis­te­ri­um für Wirt­schaft, Infra­struk­tur, Tou­ris­mus und Arbeit), Olaf Lies (Nie­der­sach­sens Wirt­schafts­mi­nis­ter), Mela­nie Leon­hard (Ham­burgs Wirt­schafts­se­na­to­rin), Claus Ruhe Madsen (Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Ver­kehrs­mi­nis­ter), Kris­ti­na Vogt, Susan­ne Hen­ckel (Staats­se­kre­tä­rin im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Digi­ta­les und Ver­kehr), Diet­mar Jan­ecek (Koor­di­na­tor der Bun­des­re­gie­rung für die mari­ti­me Wirt­schaft und Tou­ris­mus), Sebas­ti­an Jür­gen (Vize-Präsident des Zen­tral­ver­ban­des der deut­schen Seehafenbetriebe). 

© Frank Tho­mas Koch

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Pres­se­spre­cher bei der Sena­to­rin für Wirt­schaft, Häfen und Transformation

Tel.: (0421) 361–82909

E‑Mail: christoph.sonnenberg@wae.bremen.de

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