PAS­SAT­DIA­LOG: Finn­lands NATO-Beitritt stärkt trans­at­lan­ti­sches Bünd­nis und Sicher­heit im Ostseeraum

Frieden, Handel, Wohlstand – jahrzehntelang prosperierte der Ostseeraum und einte die Anrainer. Doch die Sanktionen gegen Russland nach der Besetzung der Krim vor zehn Jahren und der Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022 sind aus Sicht von Kai Sauer ein “Wendepunkt“.

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Für den Bot­schaf­ter der Repu­blik Finn­land in Deutsch­land sind Frie­den, Han­del und Wohl­stand Ver­gan­gen­heit. “Russ­land hat die Sicher­heit und die Ord­nung in Euro­pa ver­än­dert“, sag­te der Diplo­mat beim PAS­SAT­DIA­LOG vor rund 300 Teil­neh­mern im ATLAN­TIC Grand Hotel in Lübeck-Travemünde.
Da Russ­land auch nach dem Ukraine-Krieg eine Bedro­hung für Euro­pa blei­ben wer­de, habe Finn­land sei­ne Neu­tra­li­tät auf­ge­ge­ben und sei der NATO bei­getre­ten. Die trans­at­lan­ti­sche Part­ner­schaft sowie die enge Zusam­men­ar­beit mit Deutsch­land und den USA sei die ent­schei­den­de Vor­aus­set­zung zur Bewäl­ti­gung der Sicher­heits­kri­se. Finn­land sei mili­tä­risch stark und wer­de mit sei­nem hohen Ver­tei­di­gungs­wil­len die NATO stärken.
Der PAS­SAT­DIA­LOG ist eine gemein­sa­me Initia­ti­ve der Han­se­stadt Lübeck, des Hono­rar­kon­suls der Repu­blik Finn­land in Lübeck, der Stif­tung Neue Musik Impul­se Schleswig-Holstein, des ATLAN­TIC Grand Hotels Tra­ve­mün­de sowie des Por­tals water­sports Lübe­cker­Bucht. Die in Tra­ve­mün­de lie­gen­de Vier­mast­bark “Pas­sat“, die frü­her den Lini­en­dienst zwi­schen Euro­pa und Ame­ri­ka bedien­te, ste­he sym­bo­lisch für Frie­den, Han­del und Wohl­stand. “Dafür wol­len wir heu­te ein Zei­chen set­zen“, beton­te Bernd Jor­kisch, Doy­en des Kon­su­larkorps Schleswig-Holstein und Hono­rar­kon­sul der Repu­blik Finn­land in Lübeck. 
Die­sen Gedan­ken griff der Bot­schaf­ter auf und stell­te her­aus, wie wich­tig es sei, die Ost­see als Lebens­ader des fin­ni­schen Außen­han­dels und des Han­dels in der Ost­see ins­ge­samt zu sichern. Dafür sei aller­dings ein gesamt­eu­ro­päi­sches Ver­ständ­nis für die Ver­tei­di­gung der Län­der und der west­li­chen Wer­te erfor­der­lich. Eben­so müss­ten die EU-Staaten und die USA ein Kon­zept zum Schutz der kri­ti­schen Infra­struk­tur ent­wi­ckeln. Zum Bei­spiel gebe es bei der Ener­gie­ver­sor­gung und der Cyber­si­cher­heit immer noch Schwach­stel­len, so Sau­er. “Wir legen gro­ßen Wert auf eine enge Koope­ra­ti­on im Ost­see­raum, beson­ders mit Deutsch­land. Gemein­sam mit den USA hat Deutsch­land uns in der Zeit des War­tens auf den NATO-Beitritt sehr unter­stützt“, ergänz­te er. 
An die­ser engen Koope­ra­ti­on wer­de sich in den kom­men­den Jah­ren vor­aus­sicht­lich nichts ändern, ver­si­cher­te der Gene­ral­kon­sul der USA in Ham­burg, Jason Chue. Die Prä­si­dent­schafts­wahl in den USA wäre zwar span­nend, der Glau­be an die Demo­kra­tie sei aber ein eini­gen­des Band, daher blie­ben die USA und die euro­päi­schen Staa­ten auch wei­ter­hin Part­ner. Mit Blick auf eine mög­li­che Rück­kehr von Donald Trump ins Prä­si­den­ten­amt sag­te er: “Wir haben schon ein­mal vier Jah­re Trump erlebt und sind immer noch in Euro­pa prä­sent. Die Part­ner­schaft hängt nicht von einer Per­son ab, daher bin ich davon über­zeugt, dass es unab­hän­gig vom Wahl­aus­gang wei­ter­hin eine gro­ße Unter­stüt­zung der NATO und der Ukrai­ne von den USA geben wird.“ Das Bünd­nis sei wich­ti­ger als je zuvor, die gan­ze Welt wis­se das “und die Auto­kra­ten beob­ach­ten das genau“, so Chue.
Inner­halb der NATO-Streitkräfte sei­en sich die Uni­form­trä­ger eben­falls einig, gemein­sam ihre Län­der und Wer­te schüt­zen zu wol­len, sag­te Oberst der Reser­ve Dr. Marc Lem­mer­mann, Vor­sit­zen­der der Lan­des­grup­pe Schleswig-Holstein im Ver­band der Reser­vis­ten der Deut­schen Bun­des­wehr e.V. „Uns eint aber auch das Kopf­schüt­teln über Vie­les, was Poli­ti­ker von sich geben“, ergänz­te er. Vor allem in Deutsch­land sei ein Umden­ken erfor­der­lich, um den Wehr­wil­len zu stär­ken und die Men­schen dafür zu begeis­tern. Finn­land, das sich einer stän­di­gen Bedro­hung durch Russ­land aus­ge­setzt sehe, kön­ne inner­halb kür­zes­ter Zeit sei­ne modern aus­ge­rüs­te­te Armee mit Reser­vis­ten auf ins­ge­samt 280.000 Mann anwach­sen las­sen. „In Deutsch­land haben wir zwar noch rund 900.000 wehr­fä­hi­ge Reser­vis­ten, aber nur 43.000 von ihnen sind sofort einsatzbereit.“
Zudem gehe die Zahl der Bewer­ber für die Bun­des­wehr seit Aus­bruch des Ukraine-Krieges vor zwei Jah­ren zurück. “Die Wert­schät­zung für die Bun­des­wehr ist zwar gestie­gen und mehr als 60 Pro­zent der Bür­ger wol­len die Wehr­pflicht zurück. Aber nicht ein­mal die Hälf­te der Men­schen sind bereit, ihr Land mit der Waf­fe zu ver­tei­di­gen. In Finn­land dage­gen sind es mehr als 80 Pro­zent.“ Außer mehr Unter­stüt­zung von der Poli­tik wünscht sich Lem­mer­mann die Bereit­schaft von Unter­neh­men, ehe­ma­li­gen Sol­da­ten die Mög­lich­keit zu Reser­vis­ten­dienst­leis­tun­gen zu geben. “Das stärkt die Moti­va­ti­on der Mit­ar­bei­ter, und die Wirt­schaft leis­tet einen wich­ti­gen Bei­trag zur Sicher­heit unse­res Landes.“
Ein Umden­ken in Ver­wal­tung und Poli­tik for­der­te auch Lübecks Stadt­prä­si­dent Hen­ning Schu­mann. Auf­ga­ben, die die Kom­mu­nen frü­her an den Bund oder das Land abge­ge­ben haben, müss­ten sie nun wie­der selbst bear­bei­ten. Zum Schutz der kri­ti­schen Infra­struk­tur als Rück­grat der Wirt­schaft sei ein enger Aus­tausch aller Akteu­re auf loka­ler und regio­na­ler Ebe­ne erfor­der­lich. Der Ost­see­raum ins­ge­samt bie­te gro­ße Chan­cen für eine enge Koope­ra­ti­on, denn er habe sich nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges zu einer pro­spe­rie­ren­den Wirt­schafts­re­gi­on ent­wi­ckelt. Die Ver­än­de­run­gen seit dem Aus­bruch des Krie­ges wür­den Lübeck als Hafen‑, Logistik- und Indus­trie­stand­ort in einem beson­de­ren Maße tref­fen. Er sei davon über­zeugt, dass die Stadt wie schon in den Zei­ten der Han­se wie­der eine füh­ren­de Rol­le im Ost­see­raum ein­neh­men müs­se, um Frie­den, Han­del und Wohl­stand auch wei­ter­hin zu sichern.
Orga­ni­sa­tor Kon­sul Bernd Jor­kisch war zufrie­den mit dem drit­ten PAS­SAT­DIA­LOG. Mit der Fest­stel­lung, dass der Ost­see­raum Zukunfts­re­gi­on Euro­pas sei, dank­te er vor allem Gene­ral­kon­sul Chue für die wich­ti­ge und kla­re Bot­schaft: “Die USA ste­hen wei­ter­hin an unse­rer Sei­te.“ Im Anschluss führ­ten die Teil­neh­mer inten­si­ve Gesprä­che über die trans­at­lan­ti­sche Part­ner­schaft und die Rol­le der EU für Sicher­heit und Frei­heit der west­li­chen Welt, bevor sie dem natio­na­len fin­ni­schen Jazz­or­ches­ter UMO zuhör­ten, das ein Gast­kon­zert im Zuge des Clas­si­cal Beat Fes­ti­vals gab.

Oberst der Reser­ve Dr. Marc Lem­mer­mann (von links) vom Reser­vis­ten­ver­band, Mode­ra­tor Juli­an Mar­xen, Jason Chue, US-amerikanischer Kon­sul in Ham­burg, und Kai Sau­er, Bot­schaf­ter der Repu­blik Finn­land in Deutsch­land, dis­ku­tier­ten über die trans­at­lan­ti­sche Part­ner­schaft und ihre Aus­wir­kun­gen auf die Sicher­heit im Ost­see­raum, Copy­right Chris­ti­na Braune

Quel­le & Kontakt:

IHK Schleswig-Holstein
Flens­burg – Kiel – Lübeck
Dr. Can Özren
04516006160
can.oezren@luebeck.ihk.de
 
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