Ener­gie­wen­de und Auto­ma­ti­sie­rung: Arbeits­si­cher­heit von Anfang an mitdenken

Die Binnenschifffahrt muss sich für die Energiewende aufstellen und gleichzeitig Lösungen für den Fachkräftemangel finden. Auf der Branchenkonferenz Binnenschifffahrt der BG Verkehr suchten Wissenschaft und Praxis nach gangbaren Wegen.

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Zwei Mega­trends beschäf­ti­gen die Akteu­re in der Bin­nen­schiff­fahrt: Zum einen die Ener­gie­wen­de und die Fra­ge, wel­cher Ener­gie­trä­ger das Bin­nen­schiff in Zukunft antrei­ben wird. Zum ande­ren, ob sich der Fach­kräf­te­man­gel durch Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung ent­schär­fen lässt. 100 Teil­neh­men­de dis­ku­tier­ten wäh­rend der zwei­tä­gi­gen Bran­chen­kon­fe­renz Bin­nen­schiff­fahrt in den Räu­men der BG Ver­kehr in Ham­burg über die­se The­men. Eben­so vie­le Teil­neh­men­de ver­folg­ten die Ver­an­stal­tung per Live­über­tra­gung. Ein­ge­la­den hat­te die BG Ver­kehr gemein­sam mit der Inter­na­tio­na­len Sek­ti­on für Prä­ven­ti­on im Trans­port­we­sen der Inter­na­tio­na­le Ver­ei­ni­gung für Sozia­le Sicher­heit (IVSS).

Dr. Jörg Hedt­mann, Lei­ter des Geschäfts­be­reichs Prä­ven­ti­on der BG Ver­kehr, hob die Bedeu­tung von Arbeits­si­cher­heit und Gesund­heits­schutz bei der Ein­füh­rung neu­er Tech­no­lo­gien her­vor. „Neue Tech­no­lo­gien sind per se weder feh­ler­frei noch unge­fähr­lich. Gesell­schaft­li­che, poli­ti­sche und tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen, auch sol­che für den Kli­ma­schutz, dür­fen die Bedeu­tung von Sicher­heit und Gesund­heit bei der Arbeit nicht rela­ti­vie­ren. Man muss Arbeits­si­cher­heit und Gesund­heits­schutz von Anfang an mit­den­ken“, beton­te Hedtmann.

BG Ver­kehr will Tech­no­lo­gie­wan­del eng begleiten

Bei den neu­en Antriebs- und Ener­gie­tech­ni­ken sieht Hedt­mann erheb­li­che Her­aus­for­de­run­gen in den noch feh­len­den Rah­men­be­din­gun­gen bezüg­lich recht­li­cher Grund­la­gen sowie der Nor­mung. Bei der Auto­ma­ti­sie­rung stün­den die Bedin­gun­gen am Arbeits­platz Bin­nen­schiff­fahrt man­chem theo­re­ti­schen Lösungs­an­satz im Wege. Des­halb sei es wich­tig, dass sich Ent­wick­ler und Betrei­ber an einen Tisch set­zen. Die BG Ver­kehr wer­de den Tech­no­lo­gie­wan­del in der Bin­nen­schiff­fahrt eng beglei­ten und die Mit­glieds­un­ter­neh­men inner­halb ihrer Zustän­dig­keit bera­tend unter­stüt­zen. Auch in den Nor­mungs­gre­mi­en wol­le die Berufs­ge­nos­sen­schaft wei­ter aktiv mitarbeiten.

Für die Ener­gie­wen­de wur­de der Bran­che ein ehr­gei­zi­ges Ziel auf­ge­ge­ben, das in der Mann­hei­mer Erklä­rung der Zen­tral­kom­mis­si­on für die Rhein­schiff­fahrt (ZKR) vom 17. Okto­ber 2018 nach­zu­le­sen ist. Treibhausgas- und Schad­stoff­emis­sio­nen sol­len bis 2035 gegen­über 2015 um min­des­tens 35 Pro­zent redu­ziert wer­den. Bis 2050 sol­len die Treib­haus­ga­se und ande­re Schad­stof­fe dann weit­ge­hend eli­mi­niert wer­den. „Anders als im Stra­ßen­ver­kehr kann die Ener­gie­wen­de in der Bin­nen­schiff­fahrt nicht allein durch Neu­bau­ten erfol­gen“, sag­te Ben­ja­min Fried­hoff vom Ent­wick­lungs­zen­trum für Schiffs­tech­nik und Trans­port­sys­te­me (DST). Auch ein Umstieg auf moder­ne Moto­ren rei­che nicht, um das Ziel zu errei­chen. Signi­fi­kan­te Ver­bes­se­run­gen lie­ßen sich nur durch den ver­stärk­ten Ein­satz alter­na­ti­ver Ener­gien erreichen.


Kraft­stoff­al­ter­na­ti­ven im Wettbewerb


Neben Die­sel­al­ter­na­ti­ven wie Gas-to-Liquid (GTL), Biomass-to-Liquid (BTL) und Hydro­be­han­del­ten Pflan­zen­ölen (HVO) kon­kur­rie­ren Flüs­sig­ga­se, Lithium-Ionen-Batterien, Metha­nol, Was­ser­stoff und Ammo­ni­ak als Kraft­stof­fe der Zukunft. Wer das Ren­nen um die Nach­fol­ge des bewähr­ten Die­sels macht, lässt sich der­zeit nicht sicher vor­her­sa­gen. Jeder Kraft­stoff hat sei­ne spe­zi­fi­schen Vor­zü­ge und Risi­ken, die wäh­rend der Bran­chen­kon­fe­renz erör­tert wurden.

Motiv für Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung an Bord von Bin­nen­schif­fen ist zum einen die Ent­las­tung der Schiffs­be­sat­zun­gen im Zei­chen des Fach­kräf­te­man­gels. Zum ande­ren spie­len nach Wor­ten von Dr.-Ing. Rupert Henn vom DST das Aus­schöp­fen von Wachs­tums­po­ten­zi­al und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit gegen­über ande­ren Ver­kehrs­trä­gern, die eben­falls auto­ma­ti­sie­ren, eine Rol­le. „Jedes Schiff kann mit Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­nik im 24-Stunden-Betrieb fah­ren“, sag­te Henn. Wie die Bran­chen­kon­fe­renz zeig­te, gibt es den­noch Vor­be­hal­te im Gewer­be. Offe­ne recht­li­che und sicher­heits­tech­ni­sche Fra­gen kamen in Ham­burg eben­so zur Spra­che wie Beden­ken der Schiffsbesatzungen.

Pilot­pro­jekt auf dem Rhein

Ers­te Pilot­pro­jek­te sind jedoch bereits auf dem Weg. Im Dezem­ber geneh­mig­te die Zen­tral­kom­mis­si­on für die Rhein­schiff­fahrt (ZKR) erst­mals ein Pro­jekt zum fern­ge­steu­er­ten Betrieb drei­er Schif­fe bezie­hungs­wei­se von Schub­ver­bän­den auf dem Rhein. Dem­nach kön­nen die­se zu bestimm­ten Zei­ten von einem Ope­ra­tor in einer Fern­steue­rungs­zen­tra­le fern­ge­steu­ert wer­den. Dabei muss sich aber im Rah­men des Pilot­pro­jek­tes immer ein Schiffs­füh­rer oder eine Schiffs­füh­re­rin und eine voll­stän­di­ge Besat­zung an Bord befin­den, um jeder­zeit ein­grei­fen zu können.

Saal wäh­rend der Konferenz

© BG Verkehr/Panzau

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Björn Helm­ke
Tel. +49 (40) 3980–1155
bjoern.helmke@bg-verkehr.de

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