Modu­la­rer Schiff­bau als Schlüs­sel für lang­le­bi­ge Bin­nen­schif­fe und Schiff­bau mit Zukunkt?

Abschlussveranstaltung des vom Land Niedersachsen geförderten Projektes MoInBiko (Modulares Innovatives Binnenschiffskonzept) im Maritimen Kompetenzzentrum in Leer.

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Das Bin­nen­schiff ist in Deutsch­land ein eher unter­re­prä­sen­tier­ter Ver­kehrs­trä­ger, der oft im Schat­ten von LKW und Bahn steht. Aktu­ell sehen sich die Schiff­be­trei­ber u.a. gro­ßen Anfor­de­run­gen in Bezug auf Schadstoff- und Treib­haus­gas­mi­ni­mie­rung gegen­über. Meh­re­re Brenn­stof­fe ste­hen zur Aus­wahl, deren Nut­zung auf der vor­han­de­nen Flot­te auf­grund des hohen Alters­durch­schnitts tech­no­lo­gisch und finan­zi­ell wenig sinn­voll erscheint. Bei der Ent­wick­lung neu­er Schiffs­kon­zep­te besteht dar­über hin­aus die Her­aus­for­de­rung, dass die Schif­fe meh­re­re Jahr­zehn­te in Betrieb sein wer­den und sich teil­wei­se nur mit hohem Auf­wand an den Stand der Tech­nik anpas­sen lassen.

Um das Poten­zi­al, das die Bin­nen­schiff­fahrt auf­weist, zu ent­fal­ten, muss die Bran­che auf ein „Equal level“ mit den ande­ren Ver­kehrs­trä­gern geho­ben wer­den. Dafür wur­de durch ein Kon­sor­ti­um aus dem Nord­wes­ten ein Neubau-Konzept als Mus­ter­bei­spiel für die Bin­nen­schiff­fahrt kon­zi­piert und im Rah­men einer Ver­an­stal­tung im Mari­ti­men Kom­pe­tenz­zen­trum in Leer vor­ge­stellt und dis­ku­tiert. Pro­jekt­part­ner des Pro­jek­tes MoIn­Bi­Ko (Modu­la­res Inno­va­ti­ves Bin­nen­schiffs­kon­zept) waren die Lam­bers Ree­de­rei aus Spel­le, das Inge­nieur­bü­ro HB Hun­te aus Olden­burg, die Rolf Jans­sen GmbH Elek­tro­tech­ni­sche Wer­ke aus Aurich sowie die MARI­KO GmbH aus Leer.

Down­load der Präsentationen

Grund­la­ge für das erar­bei­te­te Kon­zept ist ein Bin­nen­schiff auf Platt­form­ba­sis mit hoher „Life­cy­cle Effi­zi­enz“, das ein­fach und güns­tig auf dem öko­lo­gi­schen, tech­ni­schen und digi­ta­len Stand gehal­ten wer­den kann, nied­rig­was­ser­taug­lich ist und dane­ben mit modu­la­rem Auf­bau erheb­li­che Poten­zia­le für den Schiff­bau bie­tet. Das Bin­nen­schiff, das die Lam­bers Ree­de­rei zur Beför­de­rung von Mas­sen­gut, Con­tai­nern und Pro­jekt­la­dung bau­en und ein­set­zen möch­te, beinhal­tet zwei optio­na­le, ver­schieb­ba­re Lade­raum­schot­te, wobei der hin­te­re Lade­raum­teil zur Unter­brin­gung der aus­tausch­ba­ren Ener­gie­er­zeu­gungs­kom­po­nen­ten dient. Das Schiff kann unter­schied­li­che Kraft­stof­fe ein­set­zen und nutzt elek­tri­sche Ruder­pro­pel­ler, Pump­jets, Bat­te­rie­spei­cher im Vor­schiff und Solar­mo­du­le auf den Luken­de­ckeln. Ein wich­ti­ger Bau­stein des Bin­nen­schif­fes ist das The­ma Ener­gie: Bernd Leh­mann und Micha­el Cars­tens von Rolf Jans­sen stell­ten die wesent­li­chen Ent­wick­lun­gen rund um das The­ma Ener­gie­er­zeu­gung und ‑ver­tei­lung vor. Ein Haupt­merk­mal des Schif­fes soll ein Gleich­strom­netz sein, das von metha­nol­be­trie­be­nen Gene­ra­tor­sät­zen gespeist wird.

Metha­nol als Kraft­stoff zu nut­zen ist hin­sicht­lich der Bun­ker­mög­lich­kei­ten noch ein her­aus­for­dern­des The­ma. Prof. Dr. Jan Nin­ne­mann von der Han­sea­tic Trans­port Con­sul­tancy gab einen Über­blick über das aktu­el­le Ver­sor­gungs­netz mit kon­ven­tio­nel­len Kraft­stof­fen und die per­spek­ti­vi­schen Mög­lich­kei­ten, Alter­na­ti­ven wie Metha­nol, Was­ser­stoff oder LNG inner­halb des Fahrt­ge­biets der Lam­bers Ree­de­rei zu bun­kern. Wesent­li­che Erkennt­nis ist, dass für die Nut­zung von Metha­nol als Kraft­stoff Ener­gie­part­ner­schaf­ten mit poten­zi­el­len Lie­fe­ran­ten geschlos­sen wer­den müs­sen. Metha­nol wird von eta­blier­ten Lie­fe­ran­ten nicht ange­bo­ten, sodass hier wahr­schein­lich Akteu­re in den Markt ein­tre­ten wer­den, die bis­her nicht das klas­si­sche Bun­ker­ge­schäft bedienen.

„Die­ses Vor­ha­ben,“ so Ste­fan Rühl­mann, Geschäfts­füh­rer der Lam­bers Ree­de­rei, „bil­det einen wei­te­ren Bau­stein unse­rer Nachhaltigkeits- und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz­stra­te­gie unse­rer Unter­neh­mun­gen. Zudem könn­te der Ansatz des modu­la­ren Auf­baus neue Per­spek­ti­ven für den hie­si­gen Schiff­bau lie­fern.“ Die­se Aus­sa­ge wur­de im Rah­men der Ver­an­stal­tung kon­tro­vers dis­ku­tiert. Zwar herrsch­te Einig­keit über die hohe Bedeu­tung der Bin­nen­schiff­fahrt und den aku­ten Inves­ti­ti­ons­stau in der Flot­te und den Werf­ten, aber ob es gelin­gen könn­te, Neu­bau­ten in rele­van­tem Umfang wie­der in Deutsch­land bau­en zu las­sen, wur­de – ange­sichts der star­ken Kon­kur­renz im Aus­land – ange­zwei­felt. „Dafür ist eine grö­ße­re Zahl inves­ti­ti­ons­be­rei­ter Ree­der erfor­der­lich, denen es nicht nur an einer Finan­zie­rung, son­dern vor allem an Pla­nungs­si­cher­heit – z.B. im Hin­blick auf die Ver­wen­dung alter­na­ti­ver Kraft­stof­fe – fehlt“, kon­sta­tier­te Mar­tin Dey­mann, Geschäfts­füh­rer der Ree­de­rei Dey­mann. Wolf­gang Fran­ze­li­us vom Inge­nieur­bü­ro HB Hun­te sprach sich in die­sem Zusam­men­hang für stra­te­gi­sche Koope­ra­tio­nen ent­lang der Ket­te – vom Ree­der über die Werft zum Lie­fe­ran­ten – aus und for­der­te inno­va­ti­ve Finan­zie­rungs­mo­del­le für die Bran­che ein. „Die Effi­zi­enz im Schiff­bau basiert auf Stan­dar­di­sie­rung und Ska­len­ef­fek­ten, das kann über stra­te­gi­sche Koope­ra­tio­nen erreicht wer­den.“ so Fran­ze­li­us. Der Ver­band für Schiff­bau und Mee­res­tech­nik e.V. (VSM) sieht dabei auch den Bund in der Pflicht. Die­ser sei mit rund 700 eige­nen Schif­fen der größ­te „Ree­der“ der Nati­on und müss­te ein Eigen­in­ter­es­se haben, dass die­se in Deutsch­land gebaut und gewar­tet wür­den. „Deutsch­land muss end­lich die Bedeu­tung und das Poten­zi­al der Bin­nen­schiff­fahrt erken­nen und den Inves­ti­ti­ons­stau anpa­cken. Das gilt auch für die Schiff­bau­in­dus­trie. Lei­nen los, Kurs Wachs­tum“, resü­mier­te Rein­hard Lüken, Geschäfts­füh­rer des VSM.

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