EU-Recht muss wei­te­re Leis­tungs­po­ten­zia­le des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs heben

Der Kombinierte Verkehr bleibt der Wachstumsmotor des Schienengüterverkehrs sowie wichtiger Hebel für eine Güterverkehrsverlagerung und die Verkleinerung des CO2-Footprints der Logistik. Im Jahr 2021 konnte dessen transportierte Gütermenge noch um acht Prozent gesteigert werden. Die Verkehrsleistung (tkm) wuchs im selben Zeitraum um 9,5 Prozent. Um dieses Wachstumsniveau zu halten und seine Leistungspotenziale weiter ausspielen zu können, braucht der Kombinierte Verkehr eine klare Weichenstellung des europäischen Rechts und ein funktionierendes Stellwerk von Förderrichtlinien, betonen der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf dem am 1. und 2. Juni 2023 zum 19. Mal gemeinsam ausgerichteten Siegburger Branchendialog Spedition und Eisenbahnverkehrsunternehmen.

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DSLV und VDV haben vor allem hohe Erwar­tun­gen an die längst über­fäl­li­ge Revi­si­on der 31 Jah­re alten Richt­li­nie 92/106/EWG über die Fest­le­gung gemein­sa­mer Regeln für bestimm­te Beför­de­run­gen im Kom­bi­nier­ten Güter­ver­kehr. EU-Recht spie­gelt längst nicht mehr die heu­ti­ge Rea­li­tät der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit zwei­er Ver­kehrs­trä­ger wider. Hier­für muss Brüs­sel die Grund­la­gen für einen euro­pa­weit har­mo­ni­sier­ten Rechts­rah­men schaf­fen, mit dem der Fli­cken­tep­pich unter­schied­li­cher Regu­lie­run­gen in den EU-Mitgliedstaaten auf­ge­löst wird und die bestehen­den regu­la­to­ri­schen Vor­aus­set­zun­gen des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs gene­rell für den Trans­port von Gütern mit meh­re­ren Ver­kehrs­trä­gern (mul­ti­mo­da­ler Ver­kehr) über­nom­men werden.

Dar­über hin­aus bedarf es eines anhal­tend hohen Finan­zie­rungs­rah­mens des Bundes

  • für die Errich­tung und den Aus­bau von KV-Terminals, um die Dich­te für den Zugang von Con­tai­nern, Wech­sel­be­häl­tern und Lkw-Trailern zur Schie­ne zur erhöhen
  • für die För­de­rung zusätz­li­cher KV-Verbindungen durch Anschub­fi­nan­zie­run­gen zur Sen­kung des Investitionsrisikos
  • zur finan­zi­el­len Unter­stüt­zung von Spe­di­tio­nen und Flot­ten­be­trei­bern bei der Anschaf­fung kran­ba­rer Lkw-Trailer oder zur Kom­pen­sa­ti­on von Umrüstkosten
  • zur Unter­stüt­zung der euro­päi­schen und inter­na­tio­na­len Stan­dar­di­sie­rung und Kodi­fi­zie­rung von Con­tai­nern und ande­ren Ladeeinheiten
  •  zur Schaf­fung einer sen­dungs­be­zo­ge­nen Ver­la­ge­rungs­prä­mie für Speditionen
  • zur För­de­rung bimo­da­ler Trans­port­be­häl­ter nach dem Vor­bild Österreichs.

 

Tino Bau­er, Vor­sit­zen­der des DSLV-Fachausschusses Schie­nen­gü­ter­ver­kehr und Mit­glied des Erwei­ter­ten Prä­si­di­ums im DSLV: „Grund­vor­aus­set­zung für den Erfolg des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs bleibt eine leis­tungs­fä­hi­ge Schie­nen­in­fra­struk­tur, die tech­nisch ertüch­tigt und struk­tu­rell refor­miert wer­den muss. Gleich­zei­tig muss bei der Finan­zie­rung mit einem über­jäh­ri­gen Fonds­mo­dell nach­hal­tig gegen­ge­steu­ert wer­den. Mit der Auf­lö­sung des Finan­zie­rungs­kreis­laufs Stra­ße sol­len der Schie­ne in den kom­men­den vier Jah­ren bis zu 20 Mil­li­ar­den Euro aus den Ein­nah­men der CO2-basierten Lkw-Maut zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Die­se müs­sen auch für die Umset­zung der Koali­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­wen­det wer­den, das Ange­bot und die Qua­li­tät des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs zu stär­ken. Offen ist bis­lang die Umset­zung der poli­ti­schen Zusa­ge, die letz­te Mei­le auf der Stra­ße von der Maut­pflicht zu befreien.“

Joa­chim Ber­ends, VDV-Vizepräsident: „KV-Förderung fort­set­zen und Stan­dar­di­sie­rung von kran­ba­ren Sat­tel­auf­lie­gern vor­an­brin­gen – die­se zwei For­de­run­gen aus dem Koali­ti­ons­ver­trag sehen wir als wesent­li­che Vor­aus­set­zun­gen für eine posi­ti­ve Ent­wick­lung des Kom­bi­nier­ten Ver­kehrs an. Von den jähr­lich rund 100.000 in Euro­pa pro­du­zier­ten Sat­tel­auf­lie­gern, sind ledig­lich 13.000 kran­bar. Gelingt es – flan­kiert durch ein Bün­del an Maß­nah­men – die­se Quo­te zu erhö­hen, könn­te ein nen­nens­wer­tes Güter­vo­lu­men von der Stra­ße auf der Schie­ne ver­la­gert wer­den. Auf die star­ke Nach­fra­ge nach Ersatz­in­ves­ti­tio­nen in bereits am Netz befind­li­chen KV-Terminals und dem Bau neu­er Umschlag­an­la­gen muss der Bund mit einer Auf­sto­ckung der För­der­mit­tel reagieren“.

Seit 2002 orga­ni­sie­ren der DSLV und der VDV den zwei­tä­gi­gen Bran­chen­dia­log in Sieg­burg (Rhein­land) mit regel­mä­ßig mehr als 150 Teil­neh­men­den. Auch in die­sem Jahr infor­mier­ten sich Ver­tre­ter von Spe­di­tio­nen und Eisen­bah­nen wäh­rend der aus­ge­buch­ten Tagung über aktu­el­le The­men zur Ver­kehrs­po­li­tik, über Best-Practice-Beispiele zur Ver­kehrs­ver­la­ge­rung und über Logis­tik­kon­zep­te unter Betei­li­gung der Schiene.

Als Spitzen- und Bun­des­ver­band reprä­sen­tiert der DSLV durch 16 regio­na­le Lan­des­ver­bän­de die ver­kehrs­trä­ger­über­grei­fen­den Inter­es­sen der 3.000 füh­ren­den deut­schen Speditions- und Logis­tik­be­trie­be, die mit ins­ge­samt 604.000 Beschäf­tig­ten und einem jähr­li­chen Bran­chen­um­satz in Höhe von 135 Mil­li­ar­den Euro wesent­li­cher Teil der dritt­größ­ten Bran­che Deutsch­lands sind (Stand: Juli 2022). Die Mit­glie­der­struk­tur des DSLV reicht von glo­bal agie­ren­den Logis­tik­kon­zer­nen, 4PL- und 3PL-Providern über inha­ber­ge­führ­te Spe­di­ti­ons­häu­ser (KMU) mit eige­nen LKW-Flotten sowie Befrach­ter von Bin­nen­schif­fen und Eisen­bah­nen bis hin zu See‑, Luftfracht‑, Zoll- und Lager­spe­zia­lis­ten. Der DSLV ist poli­ti­sches Sprach­rohr sowie zen­tra­ler Ansprech­part­ner für die Bun­des­re­gie­rung, für die Insti­tu­tio­nen von Bun­des­tag und Bun­des­rat sowie für alle rele­van­ten Bun­des­mi­nis­te­ri­en und ‑behör­den im Gesetzgebungs- und Gesetz­um­set­zungs­pro­zess, soweit die Logis­tik und die Güter­be­för­de­rung betrof­fen sind.

Der Ver­band Deut­scher Ver­kehrs­un­ter­neh­men (VDV) ist der Bran­chen­ver­band des öffent­li­chen Personen- und Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs mit über 640 Mit­glieds­un­ter­neh­men. Bran­che und Bran­chen­ver­band sor­gen für mehr kli­ma­scho­nen­de Beför­de­rung und Trans­port von Men­schen und Gütern bei weni­ger Ver­kehr: 2020 trans­por­tier­ten die VDV-Unternehmen im Schie­nen­gü­ter­ver­kehr 288 Mil­lio­nen Ton­nen und ersetz­ten so rund 67.000 voll bela­de­ne Lkw auf deut­schen Straßen.

Sym­bol­bild:
Manue­la auf Pixabay

Kon­takt:

DSLV Bun­des­ver­band Spe­di­ti­on und Logis­tik e. V.

Mar­cel Kohl

Tele­fon:+49 (0) 30 4050228–12

E‑Mail:presse[at]dslv.spediteure.de

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