sH2unter@Ports-Projekt: Die Zukunft des Ran­gie­rens im Hafen

„sH2unter@ports“ – hinter dem etwas kryptischen Namen verbirgt sich die eigentliche Fragestellung des Forschungsprojekts: Lassen sich Rangierloks (engl.: shunter), trotz der enormen Motorleistung die ihnen beim Rangieren in den Häfen abverlangt wird, auch klimafreundlich betreiben?

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Sechs Ver­bund­part­ner aus Wirt­schaft und For­schung kon­zen­trier­ten Ihre Unter­su­chun­gen zunächst auf den Antrieb mit Was­ser­stoff (H2). Dazu stat­te­ten sie im ers­ten Schritt eine Ran­gier­lok des Ver­bund­part­ners evb mit zahl­rei­chen Mess­in­stru­men­ten aus. Wie viel Ener­gie ver­braucht die Lok in Abhän­gig­keit vom jewei­li­gen Pro­fil und Stre­cken­netz der Häfen? Wel­che Leis­tungs­spit­zen müs­sen abge­deckt wer­den? Die­se und vie­le wei­te­re Daten zeich­ne­te die Lok über meh­re­re Wochen bei ihrer täg­li­chen Arbeit in den Häfen von Bre­mer­ha­ven und Ham­burg „Tat­säch­lich haben wir damit Neu­land betre­ten. Der­ar­tig detail­rei­che Leis­tungs­da­ten aus dem Live-Betrieb einer Ran­gier­lok wur­den noch nicht erho­ben“, berich­tet die bremenports-Mitarbeiterin Insa Poh­len­ga, die das Gesamt­pro­jekt lei­te­te. Die genau­en Mes­sun­gen bil­de­ten die Grund­la­ge, um Alter­na­ti­ven zum her­kömm­li­chen Die­sel­an­trieb im Ran­gier­be­trieb der Häfen zu prü­fen. Was­ser­stoff gilt dabei als Ener­gie­trä­ger der Zukunft. Ein Vor­teil, er kann schnell nach­ge­tankt wer­den, doch die Loks müs­sen durch die gerin­ge Dich­te des Ener­gie­trä­gers deut­lich häu­fi­ger auftanken.

Um zu über­prü­fen, was die effi­zi­en­tes­te Lösung ist, wur­den im Rah­men des Pro­jekts auch wei­te­re alter­na­ti­ve Antrie­be ver­gli­chen. Denk­bar wäre, so das Ergeb­nis der Unter­su­chung, das bei der Abschluss­ver­an­stal­tung des Pro­jekts vor­ge­stellt wur­de, auch der Ein­satz von E‑Rangierloks mit Bat­te­rie­tech­nik, die auf Tei­len des Hafen­schie­nen­net­zes direkt aus der Ober­lei­tung mit Öko­strom ver­sorgt und gleich­zei­tig ihre Bat­te­rien an Bord auf­la­den wür­den. Auf der soge­nann­ten letz­ten Mei­le, wie den Ter­mi­nals, wo meist kei­ne Ober­lei­tun­gen instal­liert wer­den kön­nen, wür­den die Ran­gier­loks dann auf Bat­te­rie­be­trieb umschal­ten. Die Ver­bund­part­ner bewer­ten das ein­stim­mig als umsetz­ba­re Alter­na­ti­ve, vor allem im Über­see­ha­fen Bre­mer­ha­ven, wo bereits über 60 % der Hafen­bahn elek­tri­fi­ziert sind. Der Ver­bund­part­ner aus Ham­burg, die HPA, über­prüft die­se Opti­on mit einer wei­te­ren Stu­die, da der Grad der Elek­tri­fi­zie­rung dort gerin­ger ist.

Für bei­de Vari­an­ten– also sowohl für den Wasserstoff-Antrieb als auch die Ver­sor­gung mit­tels Ober­lei­tung und Bat­te­rie – gilt indes: Ent­spre­chen­de, für den Ran­gier­be­trieb geeig­ne­ten Loks, gibt es in Deutsch­land noch nicht am Markt. Das aller­dings soll sich ändern: Die Als­tom Loko­mo­ti­ven Ser­vice GmbH, eine der Ver­bund­part­ne­rin­nen des SH2unter@ports-Projekts- ist bereits mit der Ent­wick­lung einer Wasserstoff-Rangierlok beschäf­tigt. Die pro­jekt­be­tei­lig­ten For­schungs­in­sti­tu­te, das Insti­tut für Ener­gie und Kreis­lauf­wirt­schaft, und das Smart Mobi­li­ty Insti­tu­te, füh­ren umfang­rei­che Unter­su­chun­gen durch, um zu ana­ly­sie­ren, wel­chen Ein­fluss die ver­schie­de­nen Loks und jewei­li­gen Infra­struk­tur­an­pas­sun­gen auf die Umwelt und auf die Wirt­schaft­lich­keit haben.

Bereits kei­ne Zukunfts­mu­sik mehr, son­dern zumin­dest in Bre­mer­ha­ven schon All­tag und eben­falls Teil der Unter­su­chung gewe­sen sei hin­ge­gen die Umstel­lung der Rangierlok-Flotten auf hydrier­tes Pflan­zen­öl (HVO) als Treib­stoff. Die­ser Treib­stoff ist ins­ge­samt deut­lich kli­ma­freund­li­cher und bie­tet eine schnell ein­setz­ba­re Über­gangs­lö­sung. Ob und wel­che Tech­nik sich im Rah­men der kli­ma­freund­li­chen Trans­for­ma­ti­on der Häfen in der Zukunft durch­set­zen wird? „Mit dem SH2unter@ports-Projekt, das bre­men­ports lei­ten durf­te, wur­de zunächst ein­mal wert­vol­le und pra­xis­na­he Grund­la­gen­for­schung betrie­ben und fest­ge­stellt, was über­haupt mög­lich ist. Klar ist aber auf jeden Fall, egal ob Was­ser­stoff oder E‑bzw. Bat­te­rie­an­trieb: Bei­de Vari­an­ten erfor­dern enor­me Inves­ti­tio­nen in den Um- oder Neu­bau ent­spre­chen­der Loks – und dafür wer­den letzt­lich ent­spre­chen­de poli­ti­sche Rah­men­be­din­gun­gen, die das mög­lich machen, nötig sein“, fasst es bre­men­ports Geschäfts­füh­rer Robert Howe abschlie­ßend zusammen.

Vor­aus­sicht­lich im Okto­ber wer­den sich die Pro­jekt­ver­ant­wort­li­chen nun ein wei­te­res Mal in Bre­mer­ha­ven tref­fen, um den Abschluss­be­richt abzustimmen.

INFO: Das Pro­jekt sH2unter@ports, dass Ende 2022 gestar­tet wur­de, ist im Rah­men des Natio­na­len Inno­va­ti­ons­pro­gramms Wasserstoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gie durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Digi­ta­les und Ver­kehr geför­dert wor­den. Das Pro­jekt­vo­lu­men lag ins­ge­samt bei rund 1,2 Mil­lio­nen Euro. Die sechs Ver­bund­part­ner des Pro­jek­tes waren die Eisen­bah­nen und Ver­kehrs­be­trie­be Elbe-Weser GmbH (evb), das Insti­tut für Ener­gie und Kreis­lauf­wirt­schaft an der Hoch­schu­le Bre­men GmbH, das Smart Mobi­li­ty Insti­tu­te an der Hoch­schu­le Bre­mer­ha­ven, die ALS­TOM Loko­mo­ti­ven Ser­vice GmbH, die Ham­burg Port Aut­ho­ri­ty und die Hafen­ma­nage­ment­ge­sell­schaft bremenports.

Die Betei­lig­ten der ver­schie­de­nen Pro­jekt­part­ner tra­fen sich jetzt zur Abschluss­ver­an­stal­tung – mit dabei: bre­men­ports Mit­ar­bei­te­rin Insa Poh­len­ga (rechts), die das Gesamt­pro­jekt „sH2unter@ports“ leitete.

© bre­men­ports

Quel­le & Kontakt:

Mat­thi­as Koch

bre­men­ports GmbH & Co. KG
Tel.: +49 471 30901–103

E‑Mail: matthias.koch@bremenports.de

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