Die Kooperationspartner haben Bilanz gezogen und bescheinigen dem Projekt Potenzial zur Effektivitätssteigerung bei den bahnseitigen Prozessen.
Das Forschungsvorhaben widmete sich der Automatisierung der Eisenbahnrangierprozesse in der Vorstellgruppe und analysierte die Auswirkungen auf die Prozesslandschaft in Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen. Dabei erfolgte eine praxisnahe Erprobung mit einer Rangierlok, wobei der Fokus auf der technischen Planung und Umsetzung des automatisierten Rangiervorgangs sowie der Anpassung der Kommunikations- und Informationsprozesse lag.
Fand die bisherige Kommunikation zwischen dem Triebfahrzeugführer und dem Disponenten telefonisch oder via Funk statt, bündelt das digitale Dialogsystem RT40 die Informationen aus verschiedenen Quellen zu einem Rangierauftrag, welcher über weitere digitale Module an die Lok und deren Steuerungseinheit übertragen wird. Für die Ausführung der Rangieraufgabe erstellt die autonome Antriebs- und Steuereinheit (ADCU) eine virtuelle Karte des geplanten Fahrtverlaufs auf Grundlage der Daten aus dem Rangierauftrag. Über die aktuelle Position der Lokomotive informiert ein Ortungsmodul. Beide Spitzen der Lok sind mit Boxen zur Fahrwegüberwachung und diversen Sensoren ausgestattet. Die ADCU ermittelt mit Hilfe von Bremskurven und der aktuellen Geschwindigkeit den Anhalteweg der Lok. In Kombination mit der Breite des Lichtraumprofils ergibt sich der Gefahrenbereich und bei Erkennung eines Hindernisses initiiert die ADCU eine Bremsanweisung.
Zur langfristigen Integration der automatischen Rangierbewegungen in den regulären Betrieb ist eine Abstimmung und Optimierung sowohl der bahnbetrieblichen, als auch der logistischen Transportketten mit den eingesetzten Managementsystemen erforderlich.
Zum Abschluss des Projekts äußert sich der Geschäftsführer der Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co KG, Marc-Oliver Hauswald:
„Wir freuen uns, dass wir mit der bahnseitigen Infrastruktur hier in Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen ein ideales Umfeld für die Erprobung dieser zukunftweisenden Rangiermethode bieten konnten. Sollten sich Möglichkeiten für ein Anschlussprojekt im JadeWeserPort ergeben, welches die Aufnahme des Systems in den Realbetrieb untersucht, würden wir das sehr begrüßen.“
Die Projektpartner und ihre Zuständigkeiten
Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co. KG:
Eisenbahninfrastrukturunternehmen
dbh Logistics IT AG (dbh), Bremen:
Entwicklung des RT40-Dialog-Systems
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Bremen:
Ausrüstung der Lok mit Ortungseinheit
JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG:
Betriebsgesellschaft Hafenbahn
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (THN):
Bearbeitung der Forschungsthemen im Bereich des assistierten, automatisierten und autonomen Fahrens auf der Schiene (Umfelderfassung, Objekterkennung- und Klassifikation, Fahrstrategie und Fahrzeugsteuerung für automatisch fahrende Systeme).
TÜV Rheinland:
Projektträger
Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling GmbH & Co. KG (WLH), Hattingen:
Anbieter Entwicklung, Fertigung und Vermarktung der modularen Rangierlok
Auf dem Foto (vorne) von links nach rechts: Henri Alhäuser, Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Jannis Sinnemann, Westfälische Lokomotivfabrik Reuschling, Marc-Oliver Hauswald, Container Terminal Wilhelmshaven JadeWeserPort-Marketing GmbH & Co. KG, Andreas Grunwald, dbh, Ralf Falgenhauer, TH Nürnberg © BJOERN LUEBBE